Über Atemreiz, Kontrolle und das Vertrauen in den Körper

Manchmal entstehen die besten Erfahrungen nicht, weil etwas geplant war – sondern weil ein anderer Plan ausfällt.
Eigentlich wollte ich auf Gran Canaria eine Kunsttherapie-Ausbildung machen. Doch als sie kurzfristig wegen zu weniger Teilnehmender abgesagt wurde, stand ich mit Flug und Unterkunft da – und mit der Frage: Was jetzt?
Da erinnerte ich mich an eine Taucherfahrung vom letzten Kanarenurlaub. Gleichzeitig las ich James Nestors Buch „Breath“, in dem er beschreibt, wie viel wir über uns selbst lernen können, wenn wir den Atem wirklich verstehen.
Und so meldete ich mich spontan zu einem Freediving-Kurs an.

Atmen – und nicht atmen

Beim Freediving geht es weniger um Technik als um Entspannung. Das überraschte mich.
Ich hatte erwartet, dass es komplexe Atemmuster braucht – tatsächlich aber geht es darum, den Körper zu beruhigen und dem Nervensystem zu signalisieren: Du bist sicher.

Wir begannen an Land. Dreimal Luft anhalten, mit einfacher Bauchatmung vorbereitet. Beim ersten Mal bis zum Atemreiz – dem Moment, in dem der Körper nach Luft verlangt. Beim zweiten Mal bis zu den ersten Kontraktionen im Bauch. Beim dritten Mal so lange, wie es ging.

Ich war erstaunt, wie viel länger der Körper ohne Atem auskommt, als ich dachte.
Dieser Moment, zwischen Reiz und Reaktion, war reine innere Arbeit.
Zu spüren, dass da ein Überlebensinstinkt ist – und ihm liebevoll zu sagen: Ich sehe dich. Ich weiß, dass du da bist. Aber ich bin sicher.
Das war kein Kampf gegen den Körper, sondern ein Dialog mit ihm.

Loslassen – auch wenn andere warten

Im Wasser wurde es intensiver.

Bei der Entspannung vor dem letzten Atemzug tauchte ein neuer Gedanke auf:
Ich muss mich jetzt schnell entspannen – die anderen warten ja.

Ein schöner Widerspruch.
Denn die Entspannung vor dem Atemzug ist wichtiger als der Atemzug selbst.
Und dieses „Ich muss mich jetzt schnell entspannen“ zeigt, wie sehr wir auch in Ruhephasen Leistung denken.
Zu merken, dass wahre Entspannung nicht erzwungen werden kann – das war vielleicht die wichtigste Lektion.

Im Wasser gilt außerdem ein Sicherheitsprotokoll: Erst eine Hand an den Beckenrand, dann die zweite, langsam aufrichten, kurz warten – dann erst atmen.
Das bedeutete, die Luft länger anzuhalten, als der Instinkt wollte.

Vertrauen, Grenzen und Körperweisheit

Im Meer zu tauchen war ein anderes Level. Die Wellen über mir, die Tiefe unter mir, das Seil als einziger Orientierungspunkt. Der Instruktor sagte:

„Schau nur auf das Seil. Nach unten ist Zukunft, nach oben Vergangenheit. Beides lenkt dich ab und macht dich ineffizient.“

Also blieb der Blick auf dem Jetzt.
Doch meine Ohren machten Schwierigkeiten. Trotz Druckausgleich – ab fünf Metern kam Schmerz. Früher hätte ich versucht, das zu ignorieren, mich zu „überwinden“. Diesmal nicht.

Ich merkte: Mein Körper setzt Grenzen. Nicht, um mich zu hindern, sondern um mich zu schützen.
Ich konnte das annehmen, ohne zu resignieren. Es war kein Scheitern, sondern Selbstfürsorge.
Und plötzlich wurde klar: Leistung ist nicht das, was zählt. Präsenz ist es.

Freediving und Breathwork – dieselbe Tiefe

Je länger ich über diese Erfahrung nachdachte, desto deutlicher wurde mir: Freediving und Breathwork sind sich erstaunlich ähnlich.
Beides beginnt mit Grounding – dem Ankommen im Körper, dem bewussten Entspannen.
Beides führt an die Grenze zwischen Kontrolle und Hingabe.
Und beides zeigt, dass der Körper mehr kann, als der Kopf glaubt.

Im Breathwork sagen wir oft: Du bekommst genau das, was deine Psyche dir gerade zutraut.
Und unter Wasser gilt dasselbe.
Es geht nicht darum, immer tiefer zu tauchen, sondern darum, mit dem, was gerade möglich ist, im Frieden zu sein.

Nur das Seil

Das Bild vom Seil hat mich besonders begleitet.
Beim Tauchen steht es für Orientierung.
Im Leben vielleicht für Bewusstsein.

Wenn ich nach unten sehe, verliere ich mich in der Zukunft. Wenn ich nach oben schaue, hänge ich in der Vergangenheit.
Aber wenn ich einfach nur am Seil bleibe – dann bin ich da.
Im Moment.
Im Atem.
Im Leben.

Was bleibt

Der Kurs hat mich wach gemacht und mir ein neues Level von Präsenz gezeigt. 
Ich habe erfahren, dass Grenzen beweglich sind, wenn man sie respektiert.
Dass man nicht tiefer gehen muss, um etwas zu erleben.
Und dass Vertrauen in den Körper der effizienteste Weg ist – nicht nur beim Tauchen, sondern überall.

Unverbindlich. Persönlich. Klar.

INFOTERMIN

Lass uns sprechen.

Du möchtest nach deiner Breathwork Erfahrung weiter gehen? Oder hast ein Angebot entdeckt, das dich anspricht – und willst wissen, ob es wirklich zu dir passt?
Im kostenfreien Infotermin (via Zoom oder WhatsApp Video) schauen wir gemeinsam, was du brauchst und wie ich dich begleiten kann.

Buche einfach deinen Termin über den Kalender.